Ausgangslage
Wie können Sie als Schule ein Konzept BBF entwickeln, das im Schulalltag gelebt und umgesetzt wird?
Alle Schulen im Kanton Zürich müssen ein Konzept zu den konkreten Umsetzungsmassnahmen in der Begabungs- und Begabtenförderung erstellen.
Begabungsförderung ist ein Grundauftrag der Volksschule, der alle Schüler:innen umfasst und erfolgt im Regelunterricht. Schüler:innen mit ausgeprägter Begabung, deren Förderbedarf die Möglichkeiten des Regelunterrichts übersteigen, stehen Angebote der Begabtenförderung zur Verfügung wie die integrative Förderung (IF), Angebote der Gemeinde (z. B. Mentoring oder Förderprogramme) und besondere Schulen (z. B. Kunst- und Sportschulen oder Talentklassen).
Das Schulentwicklungsrad als Analyseinstrument
Lernen der Schüler:innen
BBF gehört zum Auftrag der Volksschule. Es ist Aufgabe der Lehrpersonen für alle Schüler:innen einen Unterricht zu gestalten, welcher die individuellen Begabungen und Neigungen der Schüler:innen weckt und fördert. Weiter sollen die Schulen bzw. die Gemeinden die Begabtenförderung für Schüler:innen mit exzellenten Leistungen gestalten, damit diese ein positives schulisches Selbstkonzept aufbauen und ihr individuelles Potenzial entfalten können.
Mehrebenensystem Schule
Kantonale Vorgaben und daraus ableitend die lokale Setzung der Rahmenbedingungen durch die Schulbehörden sind leitend für die Erarbeitung bzw. Weiterentwicklung eines Konzepts zur Begabungs- und Begabtenförderung.
Prozessgestaltung
Mit der Umsetzung der Begabungsförderung im Unterricht der Lehrpersonen bzw. der integrativen Begabtenförderung findet eine Unterrichtsentwicklung statt. Deshalb gilt es die Phasen „Initialisierung“ (Zielklärung, Sensemaking und Anschlussfähigkeit prüfen) und „Verstetigung“ (Institutionalisierung im Schulalltag) im Besonderen zu fokussieren.
Haltungen und Emotionen
BBF wird in den Schulen auch kontrovers diskutiert.
In der Umsetzung der Begabungsförderung im eigenen Unterricht sind die Lehrpersonen angehalten, vielfältige differenzierende Unterrichtsformen anzuwenden. Dies kann zu Herausforderungen führen, die Emotionen hervorrufen und eine Umsetzung im Alltag verhindern.
Im Bereich der Begabtenförderung zeigen sich vielfältige Vorurteile bis Mythen wie …
- Hochbegabte sind ohnehin schon privilegiert, deshalb muss man sie nicht auch noch speziell fördern.
- Sogenannte Hochbegabung ist nur das Produkt überehrgeiziger Eltern.
- Bevor ein hochbegabtes Kind eine Extraförderung bekommt, muss es erst an seinen Defiziten arbeiten.
Diese gilt es im Dialog in eine gemeinsame, wertschätzende Haltung gegenüber hochbegabten Schülerinnen und Schülern zu bringen.
Kooperation und Kommunikation
Um die Schüler:innen individuell zu fördern braucht es kooperative Formen der Zusammenarbeit unter den Lehr-, Fach- und Betreuungspersonen, denn die BBF sollte sich nicht nur auf den Unterricht beschränken, sondern den ganzen Lebensraum Schule nutzen. Auch lohnt es sich, die Kompetenzen des erweiterten Umfeldes in die BBF einzubeziehen.
Gerade die Kommunikation mit den Erziehungsberechtigten der hochbegabten Schüler:innen (z. B. SSG) gilt es sorgfältig in den Blick zu nehmen.
Rahmenbedingungen
Der Kanton Zürich gibt die bildungspolitischen Rahmenbedingungen in der Begabungs- und Begabtenförderung (Link 1) vor. Diese müssen von jeder Gemeinde (z. B. Stadt Zürich (Link 2)) und jeder Schule in ihre jeweiligen institutionellen Rahmenbedingungen „re-kontextualisiert“ werden, so dass die neuen Leitideen langsam umgesetzt und zur Routine werden können. Dabei sind die organisationalen Rahmenbedingungen (z. B. die personellen) zu beachten und ggf. anzupassen.
Begabtenförderung an der Volksschule – Kanton Zürich
Individuelle und organisationale Kompetenz
Für die Einführung der Begabungs- und Begabtenförderung sind individuelle und organisationale Kompetenzen fundamental wie beispielsweise:
- Pädagogische Diagnostik:
Können wir die Schüler:innen mit besonderen Begabungen identifizieren? Wie erkennen wir hochbegabte Schüler:innen (z. B. Minderleister:innen oder twice exceptionals)? - (fachdidaktische) Ermöglichungsdidaktik:
Können wir die Potenziale der Schüler:innen optimal zur Realisierung bringen? Können wir die Begabungen der Schüler:innen im Unterricht fachspezifisch fördern? - Beurteilungspraktiken:
Sind unsere Beurteilungspraktiken darauf ausgelegt, Potenziale und Exzellenz unserer Schüler:innen zu entdecken?
Führung
In jeder Schule oder auf der Ebene der Schulgemeinde gibt es eine BBF-verantwortliche Person mit einer entsprechenden Fachausbildung (z. B. CAS BBFi). Unter der Leitung der BBF-verantwortlichen Person erarbeitet die Schule ein Konzept „Begabungs- und Begabtenförderung“ – bzw. entwickelt ein Bestehendes weiter – und setzt dies in der Praxis um.
Aufgabe der Schulleitung und Schulbehörde ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die BBF-verantwortliche Person diese Aufgabe partizipativ mit dem Team gestalten kann.
Auf diese Handlungsaspekte sollten Sie achten
Implizites Wissen und Erfahrungen explizit machen
Um ein Konzept „Begabungs- und Begabtenförderung“ partizipativ mit dem ganzen Schulteam zu erarbeiten bzw. weiterzuentwickeln, müssen implizites Wissen und gemachte Erfahrungen explizit für alle zugänglich sein.
Dies kann gelingen, in dem ein Dialog und die Exploration von neuem Wissen und neuen Erfahrungen ermöglicht und angestossen werden. Die Schaffung von professionellen Lerngemeinschaften muss etabliert werden.
Materialien
Wissenwertes zum Thema «Begabungs- und Begabtenförderung: Materialien für Lehr- und Fachpersonen | Integrative Begabungs- und Begabtenförderung (IBBF)